In unserem Fachbereich Betreutes Wohnen hat sich in den letzten Wochen und Monaten, trotz der Covid-19-Pandemie, so einiges getan. Wir freuen uns sehr, dass zwei neue Wohngruppen für hilfebedürftige Menschen nahezu bezugsfertig sind.
Neue Wohngruppe in Waiblingen-Hohenacker:
Am 28. Mai 2020 erfolgte die Übergabe des Wohnhauses in Waiblingen-Hohenacker, das künftig fünf Bewohner*innen auf zwei Stockwerken Platz für ein vorübergehendes Zuhause bietet, um zur Ruhe zu kommen, sich zu sortieren und mithilfe sozialpädagogischer Unterstützung Problemlagen zu bearbeiten. Neben einem eigenen Zimmer, das Möglichkeit zum Rückzug bietet, verfügt die Wohngruppe über zwei Gemeinschafträume und einen großen Garten, in dem in naher Zukunft ggf. das eine oder andere Bepflanzungs- und Anbauprojekt realisieren werden soll. Ein erstes Pflänzlein wurde jedenfalls schon von einem der ersten Bewohner gesetzt.
Dass die neue Wohngruppe in Waiblingen-Hohenacker in der Kürze der Zeit und trotz der Einschränkungen durch den Covid-19-Erreger bereits bezugsfertig ist, verdanken wir vielen helfenden Händen, insbesondere dem Vermieter, samt Familie, die bei den Putz- und Renovierungsarbeiten selbst tatkräftig Hand anlegten – hierfür herzlichen Dank! Die Anmietung des Wohnobjekts ermöglichte uns zuallererst der Kreis Rems-Murr durch die Bereitstellung zehn weiterer Betreuungsplätze (fünf in der Wohngruppe und fünf im Individualwohnraum), die vorerst befristet auf zwei Jahre sind.
Weiterhin gilt ein großes Dankeschön unserer INSA+-Arbeitsgruppe, die unter Anleitung unserer Arbeitserzieher Michael Sauber und Thomas Kleinbeck den Aufbau der Möbel organisierten. Ferner möchten wir uns bei allen Spender*innen herzlichst bedanken, die uns für die Erstausstattung der Wohngruppe unter anderem eine Kaffeemaschine und zwei Sofas zur Verfügung stellten. Zuletzt haben zu unserer großen Freude auch die ersten Bewohner*innen kräftig mit angepackt und damit ihren Teil für eine angenehme Wohnatmosphäre beigetragen, die nicht allein ihnen selbst, sondern auch allen zukünftigen Bewohner*innen zugute kommen wird.
Neue Wohngruppe in Nürtingen:
In unserer neugebauten Wohngruppe in Nürtingen finden auf rund 180 Quadratmetern zukünftig bis zu neun Menschen einen vorübergehenden Wohn- und Betreuungsplatz, wenn besondere Lebensverhältnisse, z.B. Entlassung aus Haft, mit sozialen Schwierigkeiten, bspw. in Fragen der Lebensbewältigung, verbunden sind.
Drei Betreuungsplätze sind bislang vergeben, wobei es uns besonders freut, dass ein Bewohner im Rollstuhl bereits von der Barrierefreiheit der Wohngruppe profitieren kann. In der letzten Phase des Baus war es uns hierbei möglich, auf dessen Bedürfnisse im Besonderen einzugehen: Da eine Vermittlung auf den Arbeitsmarkt in seinem Fall unwahrscheinlich ist, wurde in seinem Zimmer anstatt eines Schreibtischs eine Werkbank eingebaut, um ihm die Möglichkeit zu geben, seiner Vorliebe zum Werken und Kreativwerden, die er schon in Haft für sich entdeckt hat, auch nach seiner Entlassung weiter nachzugehen.
Die Betreuungsdauer in der Wohngruppe liegt bei maximal 36 Monaten. Den Bewohner*innen stehen in dieser Zeit ein eigenes Zimmer mit Grundausstattung, zwei Gemeinschafträume und ein Garten/Hof im Außenbereich zur Nutzung zur Verfügung. Im Dachgeschoss besteht durch eine abgeschlossene Wohneinheit zudem die Möglichkeit, an Frauen mit Unterstützungsbedarf einen Betreuungsplatz in der Wohngruppe zu vermitteln.
Die Fertigstellung der Wohngruppe ist in den letzten Zügen und wird voraussichtlich in den kommenden zwei Wochen abgeschlossen. So kurz vor der Bezugsfertigkeit blicken wir dankbar auf die vergangenen Monate und die vielen helfenden Hände zurück. Ein besonderer Dank gilt unserem Architekten Norbert Morgenthaler und allen Gewerken, die trotz der Einschränkungen durch die Covid-19-Pandemie mit einem hohen Engagement den Zeitplan des Baus weitestgehend einhalten konnten. Bei den Arbeiten im Garten und rund ums Haus wurden wir zuletzt tatkräftig von einer Gruppe Ableister*innen unterstützt, die von unserer Beratungsstelle für gemeinnützige Arbeit organisiert wurde – hierfür herzlichen Dank an die Kolleg*innen. Ein weiteres Dankeschön gilt der Jugendkulturwerkstatt, die in ihrer Seegrasspinnerei aktuell Fahrradständer für uns anfertigen. Besonders dankbar sind wir ferner für die Unvoreingenommenheit der Nachbarn, die unserem sozialen Angebot sehr offen und positiv begegnen. Dass die Wohngruppe inmitten eines Wohngebiets gebaut wurde, ist jedoch kein Zufall, sondern vielmehr Teil unseres Arbeitskonzepts, das nicht auf Ausgrenzung, sondern Resozialisierung Straffälliger und von Straffälligkeit Bedrohter setzt.
Ein Artikel der Nürtinger Zeitung über unsere neugebaute Wohngruppe in der Neuffener Straße finden Sie hier: Nürtinger Wohngruppe für ehemals Straffällige.